Verkehrsunfallstatistik 2023: Kreis Siegen-Wittgenstein wieder sicherste Region in NRW
Siegen-Wittgenstein
Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist statistisch gesehen beim Thema Straßenverkehr die sicherste Region in Nordrhein-Westfalen. Das geht aus der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2023 hervor, die am Montag (18.03.2024) im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. Die Kreispolizeibehörde verteidigte damit den landesweiten Spitzenplatz aus dem Vorjahr.
In 2023 sind sowohl die absoluten Verkehrsunfallzahlen als auch die Anzahl der verunglückten Verkehrsteilnehmer im Vergleich zu dem Vorjahr gesunken. Im Jahr 2023 nahm die Kreispolizeibehörde 9.202 Verkehrsunfälle auf. Dabei gab es insgesamt 759 Verunglückte. Die Zahl der Unfälle sank um 61 Unfälle im Vergleich zum Jahr 2022, die Zahl der Verunglückten um 3 Prozent (- 23 Betroffene).
Damit gab es nur im Coronajahr 2021 weniger Verunglückte und lediglich in den Jahren 2020 und 2021 weniger Verkehrsunfälle.
Landrat Andreas Müller zeigte sich im Rahmen der Pressekonferenz erfreut: „Das ist die zweitniedrigste Verunglücktenzahl seit 1983 – ein wirkliches Top-Ergebnis!“
Im vergangenen Jahr wurden 125 Menschen bei Verkehrsunfällen schwer- und 632 Menschen leichtverletzt. Die Zahl der Verkehrstoten sank sogar auf den niedrigsten Stand seit 1983.
Abteilungsleiter Klaus Bunse: „Zwei Verkehrsteilnehmer haben in unserem Kreisgebiet im letzten Jahr bei Unfällen ihr Leben verloren. Damit kommen wir einem der primären Oberziele von „Vision Zero“, nämlich null Verkehrstote, sehr nahe. Allerdings ist jeder Verkehrstote einer zu viel, denn jeder tödlich Verunglückte hinterlässt Angehörige, Hinterbliebene und Freunde, die einen schlimmen Verlust zu verkraften haben. Daher arbeiten wir weiterhin daran, die „Vision Zero“ zu erreichen.“
Steigende Fallzahlen gab es hingegen bei Verkehrsunfallfluchten. Im Schnitt flüchteten täglich bei 4,5 Unfällen die Unfallverursachenden. Insgesamt 1.643 Anzeigen musste die Polizei wegen „Unerlaubten Entfernens vom Unfallort“ aufnehmen.
Erfreulicherweise sind die Unfallfluchten, bei denen es zu Personenschäden kam, um 4 % auf nunmehr 47 Unfälle gesunken. In 66 % dieser Fälle konnte die Polizei die Tat aufklären.
Ein Blick auf die Hauptunfallursachen zeigt, dass mittlerweile „Fehler beim Wenden, Rückwärtsfahren oder Einfahren in den fließenden Verkehr“ an erster Stelle bei Unfällen mit Personenschaden stehen. Bei insgesamt 84 Unfällen waren diese Ursachen für das Unfallgeschehen verantwortlich.
An zweiter Stelle folgt die Ursache „Geschwindigkeit“ mit 64 Unfällen. Im Gegensatz zu den anderen Ursachen ist Geschwindigkeit viel schwerer als exakte Ursache zu ermitteln. Bei einem Vorfahrtsfall oder Fehler beim Rückwärtsfahren ist die Sachlage meist klarer. Daher dürfte die tatsächliche Anzahl von Geschwindigkeitsunfällen noch deutlich höher liegen.
Auch wenn die Unfallursache „Alkohol/Drogen“ mit insgesamt 49 Unfällen (63 verletzte Personen) „nur“ an vierter Stelle steht, appelliert die Polizei: „Lassen Sie Ihr Fahrzeug nach Alkohol- oder Drogenkonsum stehen.“ Häufig geht der Konsum von Alkohol oder Drogen mit einer erhöhten Risikobereitschaft des Verkehrsteilnehmenden einher, was dann in einem Unfallgeschehen oftmals zu erheblichen Personen- und/oder Sachschäden führt. Nicht selten sind dann zahlreiche Verkehrsteilnehmer betroffen oder die Fahrt endet in Gebäuden.
Im Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei stehen bestimmte Risikogruppen.
Bezogen auf das Alter sind dies Kinder, Jugendliche, die jungen Erwachsenen (18-24 Jahre) und die Senioren.
Erfreulich, dass in fast allen Altersgruppen die Verunglücktenzahlen rückläufig und auf einem niedrigen Niveau sind (55 verunglückte Kinder, 35 verunglückte Jugendliche, 89 verunglückte Senioren). Lediglich bei den jungen Erwachsenen stagnierte die Verunglücktenzahl (129 verunglückte junge Erwachsene).
Auch bei den Verkehrsarten gibt es Risikogruppen. Fußgängerinnen/Fußgänger, Rad- und Pedelecfahrende, Nutzende von sogenannten Elektrokleinstfahrzeugen wie E-Scooter als sogenannte verkehrsschwache Teilnehmende, aber auch Motorradfahrer zählen dazu.
Auch hier gab es positive Entwicklungen. Die Anzahl von 36 verunglückten Motorradfahrenden ist die zweitniedrigste der letzten zehn Jahre. Bedauerlicherweise gab es 2023 einen tödlich verletzten Motorradfahrer zu beklagen.
Bei den Radfahrenden sank ebenfalls die Zahl der Verunglückten (71 Verunglückte). Dafür stieg die Zahl verunglückter Pedelecfahrender auf 61 Personen.
Dies ist sicherlich auch mit der stetig zunehmenden Zahl an Pedelecfahrenden zu erklären. Während in den Großstädten und Gebieten mit mehr flachem Terrain schon frühzeitig das „E-Bike“ Einzug hielt, erfolgt dies im Kreisgebiet etwas zeitverzögert, so dass auch die Unfallentwicklung etwas „hinterherhinkt“. Landesweit sind die Pedelecunfälle mit Personenschäden leicht rückläufig.
Die Topografie spielt auch eine Rolle bei der Entwicklung von E-Scooter-Unfällen. Während in vielen Großstädten Miet-/Leih-E-Scooter zum Stadtbild gehören, ist dies hier in der Region nicht der Fall. Das spiegelt sich auch in den Unfallzahlen wider. So wurden 2023 insgesamt fünf verletzte E-Scooter-Fahrende verzeichnet.
Die Zahl verunglückter Fußgängerinnen /Fußgänger sank auf „Coronaniveau“ (78 Verunglückte). Besonders positiv: Obwohl der Fußgänger besonders gefährdet ist, musste 2023 kein tödlicher Verkehrsunfall mit Fußgängern aufgenommen werden.
Um Behörden oder Regionen vergleichen zu können, zieht man in der Verkehrsunfallstatistik die sogenannte Verunglücktenhäufigkeitszahl und die Unfallhäufigkeitszahl heran. In beiden Fällen werden diese Zahlen auf jeweils 100.000 Einwohner hoch- oder runtergerechnet.
In beiden Fällen weist der Kreis Siegen-Wittgenstein die niedrigste und damit beste Häufigkeitszahl des Landes Nordrhein-Westfalen auf.
Damit konnte der Spitzenplatz, den man bereits für das Unfalljahr 2022 innehatte, erneut erreicht werden.
Landrat Andreas Müller: „Die Wiederholung dieses Ergebnisses zeigt, dass wir in der Verkehrssicherheitsarbeit sehr gute Arbeit leisten, sowohl im Bereich der Verkehrsunfallüberwachung als auch im Bereich der Verkehrsunfallprävention. Damit ist das Risiko laut Statistik, Opfer eines Verkehrsunfalles zu werden, nirgendwo in Nordrhein-Westfalen geringer als bei uns.
Wir arbeiten weiterhin daran, dass Sie hoffentlich auch 2024 ein unfallfreies Jahr haben können.“