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Cédric Sprenger im Polizeieinsatz in Frankreich
Polizeieinsatz an der Atlantikküste mit deutschen Urlaubern und französischen Kollegen
Kriminalkommissar Cédric Sprenger unterstützte im Sommer 2018 die „Gendarmerie“ in Frankreich.
Polizei Warendorf, Cédric Sprenger

 

Im Sommer 2018 habe ich für knapp drei Wochen die Polizei in Frankreich unterstützt. Meine Arbeit dort war Teil des Projekts Europäische Kommissariate des Ministeriums des Innern des Landes NRW. Ich wurde der „Région de Gendarmerie Nouvelle-Aquitaine/ Département Gironde/ Compagnie Lesparre-Medoc“ in Lacanau-Océan an der französischen Atlantikküste zugewiesen. Während meiner Zeit in Frankreich erhielt ich vielfältige Einblicke in die Aufgaben, Arbeitsabläufe und die Ausstattung der französischen Polizei. In den vergangenen Jahren war ich bereits mehrfach bei verschiedenen Einheiten der „Police Nationale“. Normalerweise arbeite ich im „Kriminalkommissariat 1" der Kreispolizeibehörde Warendorf und bearbeite Sexualdelikte.

 

Lacanau-Océan

Lacanau-Océan ist mit 4.600 Einwohnern ein relativ kleiner Ort an der Atlantikküste und liegt in der Nähe von Bordeaux. Zur Sommerzeit verbringen dort rund 10.000 Deutsche ihren Sommerurlaub. In dieser Zeit wird eigens in dem Ort eine Polizeidienststelle eingerichtet, in der Kräfte aus ganz Frankreich ihren Dienst versehen. Die Unterbringung erfolgte auf einem etwa zwei Kilometer entfernten Campingplatz in Bungalows.

 

Viel Abwechslung im Dienstalltag

Die Dienstzeiten wurden zugeschnitten auf die Überwachung der Innenstadt und der Strandpromenade. Vornehmlich in den Nachmittags-, Abend- und auch Nachtstunden waren mindestens zwei französische Kollegen und ich im Streifendienst eingesetzt. Da der zentrale Bereich der Ortschaft für den Durchgangsverkehr gesperrt war, waren wir oft als Fußstreife unterwegs. Darüber hinaus gab es auch außerhalb des Zentrums Einsätze. Die Stimmung der Urlauber vor Ort war insgesamt friedlich und ausgelassen. In den Nachtstunden gab es jedoch zahlreiche Einsätze wegen Körperverletzungen und ähnlichen Delikten aufgrund des überhöhten Alkoholgenusses Die Passanten im Innenstadtbereich, meist Urlauber aus Deutschland, sprachen mich oft an und reagierten durchweg positiv auf die Anwesenheit eines deutschen Polizeibeamten.

 

Tragische Ereignisse mit deutschen Urlaubern

Während meiner Zeit in Frankreich habe ich in zwei Todesfällen deutschen Urlaubern helfen können. In einem Fall verstarb unerwartet eine 45-jährige Frau, die mit ihrem Mann und zwei jungen Kindern an der Atlantikküste ihren Urlaub verbrachte. Da in diesem Fall keine Obduktion angeordnet wurde, stand einer Überführung nach Deutschland nichts im Wege. Ich konnte hierbei aktiv unterstützen, indem ich mit dem Rathaus von Lacanau die Ausfertigung der erforderlichen Überführungspapiere des Rücktransports nach Deutschland klärte. Der hinterbliebene Ehemann nahm später Kontakt mit mir auf und bedankte sich für die polizeiliche Hilfe in dieser Notlage. 

An meinem letzten Arbeitstag habe bei einem zweiten Todesfall im etwa 80 Kilometer entfernten Soulac-sur-Mer unterstützen können. Dort ertrank ein 45-jähriger Mann, während sich seine Frau noch aus der Strömung des Atlantiks retten konnte. Der Strandabschnitt war zum Zeitpunkt des Unglücks mit der „roten Flagge“ gekennzeichnet. Als die Witwe und Freunde, die das tragische Geschehen beobachtet haben, mich in der französischen Dienststelle als deutschen Polizeibeamten erkannten, waren sie erleichtert. Ich habe ihre Befragung begleitet und übersetzt. Die französischen Kollegen waren sehr empathisch und haben gewissenhaft und präzise gearbeitet. Sie veranlassten schließlich den Rücktransport der Witwe nach Deutschland.

In beiden Fällen habe ich gemerkt, dass es für die Hinterbliebenen eine große Hilfe war, auf einen deutschen Polizisten zu treffen, der die Verfahrensabläufe erklären und Kontakt zum deutschen Generalkonsulat in Paris aufnehmen konnte. Bei der Bearbeitung der Todesfälle habe ich darüber hinaus viele Gemeinsamkeiten zum polizeilichen Alltag in Deutschland feststellen können.

 

Schwieriger Dienstalltag bei der Gendamerie

Schon bei vergangenen Einsätzen bei der „Police Nationale“ in Frankreich habe ich festgestellt, dass auch die Angehörigen der Gendarmerie ihren täglichen Dienst unter sehr großen Belastungen und Schwierigkeiten verrichten müssen. Aufgrund von Sparzwängen sind sehr wenig Mittel für die wichtige technische Ausstattung der Sicherheitsbehörden vorhanden. Das ließ sich u.a. an defekten Dienstfahrzeugen mit hoher Laufleistung und nicht funktionierenden Klimaanlagen, nicht vorhandenen oder defekten Handfunkgeräten festmachen. In einem Punkt jedoch sind uns die Franzosen voraus, da sie über mobile Tablets zur Daten- bzw. Personenabfrage verfügen.

 

Toller Zusammenhalt

Die Gendarmeriekräfte in Frankreich haben mich sehr herzlich in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Die Zusammenarbeit und auch der Austausch zwischen den europäischen Kollegen in Lacanau-Océan waren eine interessante, persönliche und vor allem ereignisreiche berufliche Erfahrung für mich, die ich in den kommenden Jahren bei weiteren Einsätzen in Frankreich gerne fortsetzen möchte.  

 

Gendarmerie früher und heute

Die Gendarmerie ist eine der ältesten Institutionen Frankreichs und unterstand früher dem Verteidigungsministerium und war Teil des Militärs. Seit neun Jahren ist diese Polizeieinheit dem Innenministerium unterstellt. Die polizeilichen Aufgaben erstrecken sich auf den ländlichen Bereich bis zu einer Einwohnergröße von 20.000. In der Gendarmerie gibt es noch die Einheiten „gendarmerie mobile“ vergleichbar mit Einsatzhundertschaften, „gendarmerie nationale" in der auch Freiwillige und Reservisten eingesetzt sind und die „Groupe d’intervention de la gendarmerie nationale“ die der GSG 9 entspricht.

Motorradstaffel der Gendarmerie
Bild

Motorradstaffel der Gendarmerie

Polizei Warendorf / Cédric Sprenger
nach dem WM-Sieg Frankreichs
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nach dem WM-Sieg Frankreichs

Polizei Warendorf / Cédric Sprenger
Motorradstaffel der Gendarmerie
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Motorradstaffel der Gendarmerie

Polizei Warendorf / Cédric Sprenger
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